Ja und nein GLEICH anders und mehr:
Ja im Spiel mit Sprache als Rückläufiges – als Palindrom1 – zYnom rückwärts läuft in Moniz ein.
Ja im Wesen als Namen von zwei Booten.
Nein GLEICH anders und mehr … als Hafen und Ort im Nordwesten Madeiras.
Es standen im Oktober 1986 auf nasser Felsplatte von Porto Moniz zwei Menschlein — balancierend und sprachlos …
… stumm, weil der Wind heulte …
… stumm, weil Wellen tosend am Stein brachen …
… stumm, weil Wasser schäumend wegzischte …
Das Erlebnis floss in ihre Erinnerung für die ferne Zukunft — Lebensabend auf Madeira?
Es drehten im Februar 1987 rote Fäden um Gabelzinken zwei Menschlein — träumend vom Wegsegeln.
Beim Espresso studierten sie Angebote für gebrauchte Segelboote.
Im März 1987 kauften sie in Le Grazie bei Portovenere eine Segelyacht CNSO2 Aikido.
Es fuhren am Montag, 13. Juli 1987, die gleichen zwei nach Le Grazie — ans Meer zur See.
Die ersten Nächte wohnen sie in einer Pension, organisieren die Überholung des Boots, halten Ausschau nach dem vorherigen Eigner und der versprochenen Rettungsinsel.
Als die Yacht in der Werft von Le Grazie auf dem Trockenen und Stelzen thront, ziehen die zwei um in luftige Höhe mit Koje — jedoch ohne Küche und WC.
Tagelang schleifen sie Seepocken und Antifouling am Unterwasserschiff ab — vor und nach der Elektrolyse — die teure ungiftige Farbe aus der Schweiz bändelt doch mit dem Salz an, was dem Propeller arg zusetzt …
Schliesslich ist das Segelschiff überholt, Nautisches und viel Praktisches für den Alltag beschafft und eingerichtet. Sogar einen Innenbordmotor haben sie aufgespürt und einbauen lassen.
Sie taufen ihr Boot „Moniz”.
Leinen los am Donnerstag, 13. August 1987 — westwärts entlang der ligurischen Küste, die sich hinter einem Dunstschleier versteckt. Seit Wochen brennt die Sonne. Das Trinkwasser ist rationiert. Nicht Wind betäubt die Ohren — der Motor dafür umso mehr.
Ankern vor Sestri Levante — und die ganze Nacht viertelstündlich Wasser aus der Bilge pumpen ebenso tagsüber.
Wegen Ferragosto — die Katholiken feiern Mariä Himmelfahrt — gilt grundsätzlich: tutto chiuso!
Dennoch: Am Montag, 17. August 1987 — mit geflicktem Stevenrohr — erneut auf Kurs Portofino via der paradiesischen Île de Porquerolles an höllisch brennenden Küstenwäldern vorbei nach Toulon, wo der Besuch beim Arzt den Entscheid auslöst:
Rückkehr in den Heimathafen von Moniz3.
Ab 1. November 1987 wohnen die zwei in Wilderswil — zusammen mit drittem Menschlein, mit der im Fruchtwasser schwimmenden Katja.
Es wird Juli 2008 bis Moniz — das Boot wie der Ort — anders und mehr als eine erlebnisreiche und wundervolle Erinnerung wird:
Rückwärts gelesen läuft das Erinnerte am Spiegel eines 30jährigen Ynglings als „zYnom” in die Thuner Pfaffenbühlbucht ein.
Im Herbst 2020 wechselt zYnom nicht nur wie gewohnt ins Winterlager, sondern erscheint auch online bei enwebs, wo die zwei Menschlein mit Bällchen und Worten anspielen – mal klarierend mal eher kryptisch – bis zYnom.
1 Palindrom: griech. „rückläufig“, Folge von Buchstaben, Wörtern, Versen oder Sätzen, die rückwärts gelesen denselben oder einen anderen sinnvollen Wortlaut ergeben (… Roma – Amor …). Das P. ist möglicherweise sprachmagischen Ursprungs, wurde jedoch bereits in der Antike als artistisches Sprachspiel betrieben. Quelle: Sachwörterbuch zur deutschen Literatur von Volker Meid, 1999, S. 384
2CNSO: Chantier Naval du Sud-Ouest in La Rochelle — aus finanziell-politischen Gründen schloss die Werft in den 1980ern
3Mitte Juni 1988: Letztes Wiedersehen mit der CNSO-Yacht — im März 1989: Zerstörender Sturm in Portovenere, wo Moniz seit September 1987 gut vertäut an einer betreuten Boje schaukelte …
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Unvergesslich der Weg nach Porto Moniz: Links der steile Hang aus rotem Felsen, üppig überwuchert mit unzählbaren Schattierungen von Grün. Rechts die stahlblaue See, der Passat bringt eine hohe Dünung, die sich donnernd in weissen Gischt auflöst. Über uns ein lieblich-blauer Himmel mit verstreuten Passatwölkchen. Überwältigt von den Sinneseindrücken wird mir unvermittelt bewusst, dass neben mir der Mensch geht, mit dem ich den Rest meines Lebens verbringen möchte.